- Patrick Aulehla
- 23. Feb.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Feb.
Audi Driving Experience Saalbach 2025: In einem Tag zum Rallyefahrer
Einen Tag lang wie Walter Röhrl, Reini Sampl oder Sepp Haider über gefrorene Pisten brettern? Die Audi Driving Experience macht das möglich. Im neuen Audi RS3 kommt dank 400 PS starkem Fünfzylinder-Turbo echtes Rallye-Feeling auf.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Dass dieser Tag ein ganz besonderer wird, steht schon beim Betreten der Eisfläche fest. Das Begrüßungsständchen singen 20 warmlaufende Audi RS3 mit Spikes an den Füßen, es heißt "Fünfzylinder-Turbo Symphonie". Es ist der dreieinhalbte Akt, wenn man so will - vor uns Teilnehmern stehen die Ende 2024 vorgestellten Facelift-Modelle der dritten Generation. Verbessert wurde nicht an Motor oder Fahrleistungen, sondern hauptsächlich an Fahrwerk und Differenzial. Das gilt vor allem für den neuen Torque Splitter an der Hinterachse, der die Kraft vollvariabel zwischen den Rädern verteilen kann. Der Theorie nach sollte das für den heutigen Eisdrift-Kurs eine wichtige Zutat sein. Sepp Haider - seines Zeichens Sieger der WRC Rallye New Zeeland 1988 und heute Audi Instruktor - macht es beim Briefing konkret: "Das funktioniert so gut, dass mit diesem Auto wirklich jeder quer um die Ecke fahren kann." Die Erfolgsquote bei der Driving Experience läge bei 100 Prozent. Danke Sepp, kein Druck und so.

Übung #1: Halbkreis driften
Als Aufwärmübung sollen wir auf dem gefrorenen Testgelände einen Halbkreis driften. Sepp macht es vor, demonstrativ einhändig - er erklärt uns, wie der Hase läuft: Anfahren, einlenken, Gas weg für den Lastwechsel, dann ein Gasstoß, Lenkung öffnen und wieder aufs Gas. "ESP abdrehen nicht vergessen, dann könnt's loslegen!" Kein Warmfahren, kein Probeversuch, und trotzdem: Der RS3 dreht sauber ein, lässt sich kinderleicht in den Drift bringen und zieht mich am Gas sauber aus der Kurve. Für den Lastwechsel braucht es kein vorhergehendes Anstellen oder ähnliche Kunststücke, das funktioniert allein über die Lenkung. Sepp ist zufrieden, weiter im Text.

Übung #2: Auto anstellen und danach einen Halbkreis driften
Die nächste Übung ist ein Ausweichmanöver aus dem Fahren mit anschließendem Halbkreisdrift. Sepp macht wieder den Anfang: "Anfahren aus dem Stand bis zu den Hütchen, möglichst schwungvoll bitte, dann gefühlvoll nach rechts einlenken, Gas weg, Heck kommen lassen, flott nach links gegenlenken, kurzer Gasstoß, Lenkung aufmachen, und am Gas aus der Kurve hinaus". Ich werfe den S-Modus ins Doppelkupplungsgetriebe, lasse den RS3 von der Leine, die Spikes beißen sich in die Eisfläche. Nach wenigen Metern schnalzt der zweite Gang hinein, jetzt sollten etwa 40 km/h auf dem Tacho stehen. Dann einlenken, Gas weg, der RS3 dreht über das Heck ein, jetzt gegenlenken, Gasstoß (diesmal ordentlich, man will ja quer kommen auch), Lenkung öffnen und wieder aufs Gas. Der Fünfzylinder pfaucht das Drehzahlband hinauf, der Schnee spritzt hinter mir meterhoch gen Himmel. Langsam aber sicher kommt Rallye-Feeling auf.

Übung #3: Achterfahren im permanenten Drift
Die nächste Aufgabe ist dann schon eine echte Challenge: Achterfahren im permanenten Drift. Jetzt gilt es all das anzuwenden, was wir aus den ersten beiden Übungen mitgenommen haben. Das besondere an dieser Bahn: In die eine Richtung geht es leicht bergauf, in die andere leicht bergab. "Vergesst nicht auf die Bremse. Mit ihr könnt ihr den Radius verkleinern und das Auto mehr eindrehen, wenn euch die Kurve ausgeht." Beim RS3 soll das besonders gut funktionieren, weil das neue Modell einen sogenannten Brake Torque Splitter besitzt. Auf Deutsch: Die kurveninneren Räder werden stärker abgebremst, wodurch das Auto schneller eindreht und untersteuern vermeidet. Klappt in der Praxis wirklich gut: Schießt man zu motiviert auf die bergab-Kurve zu, gibt man dem RS3 beim Lastwechsel einen kurzen Bremsimpuls - er dreht zügiger ein, kein untersteuern weit und breit. Ziemlich beeindruckend - das hätten sich die Gruppe B Fahrer wohl schon in den Achtzigern gewünscht.

Reini Sampl und sein Audi S1 quattro RS3
Apropos Gruppe B: Bevor wir zum Hauptakt des Tages kommen - einem Parcours-Rennen mit Zeitnehmung - zeigt uns Reini Sampl, wie das mit dem Rallyefahren wirklich funktioniert. Sein Audi S1 quattro läuft gerade warm und er lässt uns wissen: "Die Karosserie ist die alte, aber unter dem Blech steckt der Antriebsstrang des neuen Audi RS3. Funktioniert einfach besser als die alte Technik." Reini Sampl sitzt seit seinem 20 Lebensjahr im Rollstuhl, er bedient seinen Renner nur mit den Händen. Langsamer ist er deshalb nicht - im Gegenteil: Nach ein paar Aufwärmübungen lässt er den S1 derart brutal über die Eisfläche fliegen, dass sogar die Hütchen auf der Strecken einen Sprung zur Seite machen. Damit sind die eigenen Kompetenzen hierarchisch wieder eingeordnet - Luft nach oben gibt's dann doch noch recht viel.

Das Rennen: Reicht das Können für einen Stockerlplatz?
Der Kaffee ist ausgetrunken, das Rennen steht an. Beflügelt von Reinis Showeinlage sind wir ziemlich motiviert, die Anspannung im Teilnehmerfeld ist deutlich zu spüren. Vor uns liegt ein Handlingparcours, den wir so schnell wie möglich durchfahren müssen. Die Hütchen sollen stehen bleiben - pro Kontakt gibt's fünf Strafsekunden. Wir beginnen mit einem Slalom, dann geht's in eine rechts-links-Kombination, danach im Halbkreis einen kleinen Hügel hinauf, wieder eine rechts-links-Kombination, noch ein kleiner Slalom, dann bergab im Drift, noch zwei Hütchen umfahren und zum Abschluss eine kontrollierte Zielbremsung in ein kleines Rechteck. Gewertet wird erst dann, wenn man innerhalb dieses Rechtecks zum Stehen kommt. Wer den Bremspunkt verpasst, muss zurückschieben.
Sepp sagt uns, dass weniger manchmal mehr ist - beim Zeitfahren zählt eine saubere Linie mehr als ein kunstvoller Drift. Speziell der Halbkreis sei extrem glatt - "wer da mit 30 km/h Überschuss ankommt, der steckt in der Mauer." Ich für meinen Teil will nicht in der Mauer stecken, deshalb taste ich mich bei den Trainingsläufen von unten an das Limit heran. Der Slalom geht überraschend flott, dafür muss man bei der anschließenden Kurvenkombination sehr präzise fahren, um kein Hütchen zu werfen. Der Halbkreis hat es in sich: Die Oberfläche ist eisig - hier hilft Feingefühl mehr als die Brechstange. Beim Bergaufstück braucht es dagegen wieder volle Fünfzylinder-Power - hier können sich die 400 PS und 500 Nm des RS3 über die Spikes in den Untergrund arbeiten. Nach vier Runden ist das Training abgeschlossen. Das Rennen steht an.

Gefahren wird nicht nur um die Ehre: Die ersten Drei dürfen am Beifahrersitz von Reini Sampls Audi S1 quattro Platz nehmen und sich aus nächster Nähe ansehen, wie das mit dem Schnellfahren wirklich funktioniert. Ich rolle zum Start, lasse mir Sepps Tipps noch einmal durch den Kopf gehen: Anfahren mit Gefühl, um Grip aufzubauen, kein Launch Control Start. Zügig fahren, aber eine saubere Linie wählen. Gefühlvoll lenken, mit der Bremse den Kurvenradius verkleinern, wenn nötig. Alles klar - 3, 2, 1, Start! Die Tipps von Sepp sind im Stress natürlich sofort vergessen - die Linie ist nicht sauber, ich bin zu langsam im Slalom und zu schnell für die anschließende recht-links-Kombination. Mit der Bremse versuche ich zu richten, was noch zu richten ist - klappt überraschend gut, danke Brake Torque Vectoring. Die Einfahrt in den Halbkreis versemmle ich gewaltig, der Geschwindigkeitsüberschuss trägt mich zu weit hinaus. Wieder auf die Bremse, Lenkung öffnen, mit Vollgas den Hügel hinauf, noch einmal rechts und einmal links, dann in den Slalom, und bergab nochmal links und rechts vor der Zielbremsung. Das Bergabstück geht mit Volllast, aber es braucht Gefühl. Die Hütchen sind eng gesteckt - bloß keines umschmeißen, das kostet fünf Sekunden. Ich werfe den Anker für die Zielbremsung, etwas zu früh, ganz kurz die Bremse öffnen, fertig. Zufrieden bin ich nicht - ich werde bei Audi nachfragen, ob ich ein paar Wochen zum Trainingslager bleiben darf.
Bei der anschließenden Siegerehrung ist die Überraschung (für mich) groß: Meine Zeit reicht für den dritten Platz. Es ist wie so oft beim Rennen fahren: Alle kämpfen an den gleichen Stellen. Der Halbkreis hat offenbar nicht nur mich zurückgeworfen, sondern war für alle eine Challenge. Und: Präzision zahlt sich beim Parcoursfahren aus. Viele Teilnehmer haben ein, zwei oder gar drei Hütchen touchiert, pro Hütchen setzt es fünf Sekunden, diesen Rückstand holt man nicht mehr auf.

Fazit Audi Driving Experience Saalbach: Hier lernt man Autofahren
Was ich von der Audi Driving Experience in Saalbach mitnehme? Zuallererst ein viel besseres Gefühl für das Verhalten eines Autos auf einer Schneefahrbahn. Beschleunigen, bremsen, Lastwechsel, eindrehen über die Bremse, konstantes driften - all das kann man hier gefahrlos üben und technisch perfektionieren. Zweitens: Die Gewissheit, dass kleine Änderungen große Wirkung haben können. Der Torque Splitter macht den neuen Audi RS3 um Welten agiler als sein Vorgängermodell. Die vollvariable Hinterachssperre funktioniert perfekt, das Brake Torque Vectoring schaltet das Untersteuern weitgehend aus. Nicht umsonst hat Reini Sampl diese Technik in seinen Audi S1 quattro eingebaut. Und drittens: Reinis Audi S1 quattro ist unfassbar schnell. Die Ehrenrunde am Beifahrersitz hat mir gezeigt, wie gut Rallyefahrer ihr Auto beherrschen - unter ganz egal welchen Bedingungen. Reini hat bei einer Runde einfach mal die Hütchen ausgelassen und bis in den vierten Gang das Vollgas stehen lassen, weil er mir zeigen wollte, dass der Halbkreis auch mit ordentlich Überschuss geht. Man muss sich nur trauen, das Auto bei gut 150 km/h im 180 Grad Winkel anzustellen. Vielleicht zeigt uns Reini das ja bei der nächsten Audi Driving Experience.
Falls ihr Interesse an der Audi Driving Experience habt, dann findet ihr hier alle Informationen und Gutscheine: https://www.audi.de/de/audi-driving-experience/
Audi RS3 Facelift (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Preis: ab € 78.900,00 (bzw. ab € 80.519,00)
Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)
Systemleistung: 294 kW/400 PS
Drehmoment: 500 Nm
0-100 km/h: 3,8 sek.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h abgeregelt | optional bis zu 290 km/h
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplung
Antrieb: Allradantrieb mit Torque Splitter und Brake Torque Vectoring
Verbrauch (WLTP): 9,3 Liter/100 km
CO2-Emission: 211 Gramm/km
NoVA: 23 %
Leergewicht: 1.657 kg
Höchstzulässiges Gesamtgewicht: 2.055 kg
Kofferraum: 282 - 1.104 Liter
Abmessungen Länge/Breite o.S./Höhe: 4.381/1.851/1.430 mm
Anhängelast gebremst/ungebremst: k.A.
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