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AutorenbildPatrick Aulehla

Die BMW E30 Story. Teil 3: Reanimiert wird!


Nachdem wir unseren E30 in seine Einzelteile zerlegt und ihn ein paar Monate dem Spengler überlassen haben, dürfen wir ihn nun zusammenbauen. Man kennt das ja grundsätzlich vom Leben: Bergab geht's auch als Amateur recht schnell, der Aufstieg ist den Könnern überlassen.


BMW E30 325ix VFL Restauration

Text: Patrick Aulehla | Fotos: Patrick Aulehla
 

Drei Wochen hat es durchgeregnet, danach Saharasturm und Pollenflug. Dein Auto schaut aus wie übriggelassen. An der Tankstelle die Basiswäsche um 8 Euro 90, bitte - und in fünf Minuten ist alles wieder gut. Das Prinzip des Spengelns und Lackierens ist ein ähnliches, der Unterschied liegt im Detail. Wenn Blech und Witterungsrückstände sich chemisch irgendwann näherkommen, verlagern sie ihr Techtelmechtel unter die Decke, also in die Karosserie. Was das zur Folge hat, kennen wir bereits aus Story I und Story II - zusammengefasst: nichts, was man mit einer Waschstraße korrigieren könnte. Diese Analogie hat trotzdem ihre Berechtigung, wenn man Zeit und Geld vorübergehend aus der Gleichung klammert. Du gibst dein verwahrlostes Auto irgendwo ab, wartest ein bisschen, und bekommst es strahlend, glänzend, neuaussehend zurück. Du kannst dich wieder blicken lassen in der Nachbarschaft und auf der Straße, alles wunderbar.


Addieren wir nun Realität und damit Zeit und Geld als begrenzte Ressourcen, sieht die Sache anders aus. Wenn du deine Rostlaube as it is beim Karosseriefachmann fallen lässt, und zwei, drei Wochen später genauso wieder abholen möchtest, nur halt ohne Löcher und frisch gelackt, wird das Restaurationsprojekt zur Generationensache. Nicht unbedingt schlecht, das machen Staaten ja auch so bei großen Investitionen - es ist im Endeffekt eine Ermessensfrage. Da ich Antworten auf Fragen wie "Warum schon wieder keinen Urlaub, Papa?" meinem zukünftigen Ich aber ersparen wollte, wurde es die Sparversion: Auto selbst zerlegen, selbst auf den Anhänger schieben, selbst beim Spengler abladen, warten, selbst auf den Anhänger schieben, selbst zur Werkstatt fahren, selbst zusammenbauen. Wir wollten ja auch etwas lernen dabei.



BMW E30 325ix VFL Restauration

Vorher

BMW E30 325ix VFL Restauration

Nachher. Der Laie wundert sich: nix passiert?


Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Während man beim Zerlegen noch fröhlich draufhält mit dem Klammerlentferner, ist das Montieren der Komponenten an ein frisch lackiertes Fahrzeug eher eine steife G'schicht. Jetzt nur nicht abrutschen beim Zierleistestecken - Operationssaalflair. Mir war nicht bewusst, wie suboptimal das Umfeld Werkstatt für so ein Auto eigentlich ist. Überall spitzes Werkzeug, scharfe Kanten, Schraubenzieher, Flex, Späne, HEBEBÜHNEN, lauter potenziell fortschrittsrevidierendes Zeug, das es irgendwie auf dich abgesehen hat. Und dann dieses Chaos. Selbstverständlich haben wir die amputierten Teile in Kisten geschlichtet und entsprechend ihrer Herkunft beschriftet. Aber das war ja Monate oder Jahre her, nicht einmal die Kisten haben wir alle gefunden. Glücklicherweise folgen Anbauteile, Schrauben, Klammern und Muttern nach kurzem Eingrooven eh wieder einer natürlichen Ordnung - man kann die Halterungsschelle der Benzinpumpe nur schwer als Bremsleitung montieren.





Weniger gut nach Augenmaß zu unterscheiden sind Kabeln. Vor dem Berufsstand Elektrotechniker ziehe ich meinen Hut, das hat schon etwas Magisches. Der Oliver hat zum Beispiel die Platine meines Blaupunkt Radios gelötet, der funktioniert jetzt wieder einwandfrei. Der hat auch verstanden, was hinter diesem Kabelwirrwarr steckt, das sich unten durch mein Auto zieht. Für mich ist Elektrik eine Vermengung von schwarzem rundem Zeugs, schwarzem rundem Zeugs mit rotem Strich und manchmal braunem oder weißem rundem Zeugs, Sicherungen, klar, Masse und so, Relais, Widerstand - wie auch immer, ich bin raus.





Während sich Oliver also mit dem Plus-Minus-Irrsinn beschäftigt, widmen sich Gerhard und ich dem Herzen des Bayern. Wir sind schon zu weit fortgeschritten im Erneuerungsstrudel, um jetzt noch halbe Sachen zu machen. Also Motor raus, öffnen, reinigen, ein paar Neuteile dort und da, eindichten, zusammenbauen. Man kann von der Individualmobilität halten was man möchte, shared mobility ist die Zukunft und elektrisch sowieso. Aber wenn man nur einen Funken Interesse an Physik und Mechanik verspürt, wenn man gerne Lego spielt oder dem elektrischen Schiebetor beim Aufgehen zusieht, dann findet man zwangsläufig auch einen Verbrennungsmotor toll, vor allem in seinen Einzelteilen. Was alles funktionieren muss, welche Abhängigkeiten erfüllt und welche geringen Toleranzen eingehalten werden müssen, dass wir frühmorgens mit einem Schlüsseldreher ein kleines Kraftwerk anwerfen können, das grenzt schon wirklich hart an Zauberei.


Abrakadabra, du Kadaver

Ein gewisser Zauber wohnte auch unserem Reinigungsmittel inne. Diese biologisch abbaubare Flüssigkeit, die normalerweise zum Putzen von Schlachtanlagen verwendet wird, hat Wunder an unseren Motorteilen vollbracht. Zwei-Komponenten-Flüssigkeiten genießt der Hobbychemiker ja grundsätzlich mit Skepsis, das Produkt ist meistens unumkehrbar. Mit Zwei-Komponenten-Kleber kann man seine Vespa zum Beispiel von der Decke hängen, aber sie bleibt dann halt für immer dort. Unser Gemisch war ähnlich effektiv: mit einem Pinsel reibt man beispielsweise den Zylinderkopf ein, wartet zwei Minuten, und wäscht die Suppe anschließend runter. Völlig blitzeblank, in jeder Ecke. Biologisch abbaubar hin oder her, wir haben die Suppe trotzdem spezialentsorgt. Es gibt schließlich so ein Aktion-Reaktion-Abhängigkeitsgleichgewicht, und wir wollten nicht recht glauben, dass Flüssigkeiten, die mehrmals täglich warmgebackene Ölrückstande mit so einer Leichtigkeit von den Ventilsitzen lösen, sich auch als Nachtmahl für die Fischfamilie eignen.





Und irgendwann, wenn deine Hand über den Werkstatttisch streift und ihre Suche unerwidert bleibt, weißt du: es ist soweit. Es ist geschafft. Kein Teil mehr auf dem Tisch, das geputzt werden möchte, keine Leitung mehr, die undicht ist. Es geht ans Zusammenbauen. Irgendwie ein bisschen schade. So eine Sammlung glänzender Triebwerksinnereien könnte man sich nach Spoerri-Art problemlos in das Wohnzimmer hängen. Aber auch im Verband ergibt sich ein schönes Bild - ganz genau sollte man hinschauen, so einwandfrei wird man einen Motor nicht noch einmal sehen. Bei der Verpflanzung des Triebwerks hat sich Gerhard dann nicht mehr von unserer Amateurhaftigkeit aufhalten lassen wollen. Ich habe das Geschehnisdestillat als WhatsApp-Video bekommen. Motor am Wagerl, Auto auf der Bühne, Bühne runter, paar Mal schrauben. Sitzt. So einfach kann's gehen, wenn man's wirklich kann.


Was jetzt noch fehlt, ist nur Kosmetik. Neue Dichtungen, neue Zierleisten, neue Stoßleisten, eigentlich alles Plastik neu, eigentlich auch alles nicht Plastik neu. Kosmetik beschränkt sich ja nicht auf Äußerlichkeiten, ein Innenraum hat auch zu glänzen, wurde mir gesagt. Da haben sie beim BMW Händler ums Eck natürlich Freude mit dir, wenn du alle paar Tage einen Karton voll bayrischem Gold abholst.


Eine Neverending Story - mit Ende?

Und jetzt, wo alles so irgendwie fertig scheint? Nichts mehr zu tun, nach etlichen Jahren der wilden Zangelei? Einfach so, einfach Schluss? Da kann ich beruhigen, und das darf der ambitionierte Hobbybastler gerne auch als Warnung verstehen: es gibt keinen fertigen Oldtimer, den man aus Liebhaberei in der Garage hat. Man putzt, oft. Man wechselt Öl, Zündkerzen, Dichtungen und was weiß ich was alles, meist nur aus Freude an der Freude. Und man braucht die Nummer des Teiledealers gar nicht aus der Kurzwahl löschen, weil, genauso wie die meisten Tode man ja zuhause stirbt, so wird auch das Auto in der Garage hin. Vom Stehen, einfach so. Es gibt also kein Ende der E30 Story, nur ein Verschieben auf unbestimmte Zeit. Bis der Himmel wieder eine Dichtung zu sich ruft, oder eine Pumpe an altem Plastik erstickt. Genug Material für einen vierten und finalen Teil der E30 Story haben wir auf alle Fälle: viele Bilder, viele Videos, ein paar Tipps dort und da, dazu Erinnerungen und Outtakes. Und die Antwort auf die Gretchenfrage: Rentiert es sich, so ein Projekt zu starten?



BMW E30 325ix

So könnte er aussehen, ein halbwegs brauchbarer 325ix.


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