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AutorenbildPatrick Aulehla

BYD Atto 3 Design: Ist das Elektro-SUV aus China wirklich besser als der Mitbewerb aus Europa und Co.?


BYD schüttelt den heimischen Automarkt derzeit gewaltig durch. Der BYD Atto 3 bestimmt das Straßenbild bereits merkbar mit, und das nicht nur wegen guter Privatkunden-Verkäufe. Auch im Fuhrpark-Geschäft mischt BYD mittlerweile kräftig mit. Ist das Elektro-SUV aus China (und seine Geschwister BYD Dolphin, BYD Han, BYD Tang, BYD Seal und bald BYD Seal U) der europäischen Konkurrenz überlegen?




Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder

 

Es war abzusehen, dass sich mit dem Fokus auf Elektromobilität die Vorzeichen auf dem europäischen PKW-Markt ändern. Der Motorenbau war ein Steckenpferd der dortigen, besonders der deutschen Automobilhersteller, um das Kundenbedürfnis nach Qualität, aber auch jenes nach geringem CO2-Ausstoß zu befriedigen. Nicht ausschließlich des grünen Daumens wegen: Geringer CO2-Ausstoß heißt geringer Spritverbrauch heißt geringere Steuern heißt geringere Erhaltungskosten - eine Aufgabe, die sich mit hochentwickelter Verbrenner-Technologie am besten bewerkstelligen ließ. Aber eben auch einer, der sich mit dem Elektromotor sofort ad absurdum führt.


BYD Atto 3: Preisvergleich mit Mitbewerb (Stand 2024)

Folglich geht es jetzt um Design, Funktionalität, Ladeleistung, Reichweite und nicht zuletzt um den Preis, und da hat BYD gute Argumente parat. Den 4,46 Meter langen und 150 kW/204 PS starken BYD Atto 3 Comfort gibt es in Österreich zum Preis ab 40.380 Euro, die besser ausgestattete Design-Variante ab 42.780 Euro. Optionen gibt es abgesehen von der Außenfarbe keine, oder anders gesagt: Sogar die Comfort-Basisvariante ist mit allen erdenklichen Funktionen vollgeräumt, die Design-Ausstattung verfügt bloß über einen größeren Bildschirm, eine elektrische Heckklappe und eine bessere Ambientebeleuchtung. Das bedeutet auch: keine Aufpreise für Sonderausstattung und eine übersichtliche, einfache Angebotsstruktur. Privatkunden können sich außerdem den E-Mobilitätsbonus von 5.000 Euro abziehen, womit man bei einer Geldmenge landet, die auch für ein ähnlich ausgestattetes Verbrennerfahrzeug hinzublättern wäre. Zudem produziert BYD gewissermaßen auf Verdacht volle Lager, was die Lieferzeit nach unten drückt - allerdings nicht unbedingt den Faktor CO2, soviel sei fairerweise dazugesagt.



BYD Atto 3 Design Heckansicht

Ab 40.380 Euro fährt man mit dem BYD Atto 3 vom Händlerparkplatz - volle Hütte inklusive.


Vergleicht man den Preis des BYD Atto 3 mit einigen neuen Mitbewerbern, dann stellt man Folgendes fest: Der VW ID.3 startet bei 39.890 Euro, der ID.4 bei 43.890 Euro (beide mit kleiner Batterie und Basisausstattung), der Volvo EX30 legt bei 36.950 Euro los (kleine Batterie, Basisausstattung), der Renault Megane E-Tech bei 36.890 Euro (kleine Batterie, Basisausstattung), und auch ein Tesla Model 3 gibt es derzeit für 43.990 Euro (ebenfalls mit kleiner Batterie und Basisausstattung).


Das klingt erstmal so als wäre der Atto 3 kein Sonderangebot, aber an dieser Stelle erinnern wir uns: Aufpreise für Optionen gibt es nicht - das ist bei europäischen Produkten traditionell anders. Einen Audi Q8 e-tron Sportback haben wir mittels Aufpreisliste sogar auf das doppelte des Basispreises hinaufeskaliert - das nur als Randnotiz. Ebenfalls keine Optionen gibt es bei BYD in Sachen Batterie: Die Chinesen schrauben jedem Atto 3 die in Bezug auf die Fahrzeuggröße als größer zu bezeichnende 60,5 kWh Batterie unter den Fahrzeugboden. Auch hier wieder ein Vergleich: Die Basisbatterie von ID.3 und ID.4 fasst 52 kWh (große Variante: 77 kWh), die des Volvo EX30 51 kWh (große Variante: 69 kWh), die des Megane 40 kWh (große Variante: 60 kWh), die des Tesla 3 62 kWh (große Variante: 79 kWh). Wer bei diesen Fahrzeugen die größere Batterie ordert, der zahlt ordentlich drauf. Ergo ist der BYD Atto 3 gemessen an Batteriekapazität und Reichweite eines der günstigsten Fahrzeuge auf dem Elektroauto-Markt - prompt verfügbar obendrein.




Schon in der Basisversion ist der BYD Atto 3 hervorragend ausgestattet. Die höhere Comfort-Version (auf den Bildern) kann nur Details besser, ist mit 2.400 Euro Aufpreis aber auch nicht wesentlich teurer.


Reichweite, Laden und Leistung: Ist der BYD Atto 3 auf Augenhöhe mit den Europäern?

Wie erwähnt stattet BYD den Atto 3 mit einer 60,5 kWh Batterie aus, die eine WLTP-Reichweite von 420 Kilometern ermöglicht. Im realen Leben sind wir bei etwa 20 Grad Außentemperatur bei gut 370 Kilometern gelandet, inklusive Autobahn- und flotteren Landstraßen-Etappen. Das sind unserer Erfahrung nach branchenübliche Effizienzwerte, die manche noch besser (der Hyundai IONIQ 6, zum Beispiel), andere aber auch deutlich schlechter machen. Im Bezug auf obengenannte Mitbewerber bewegt sich der Atto 3 im oberen Reichweiten-Bereich - nur der Tesla schafft noch deutlich mehr. Etwas dürftiger als bei der Konkurrenz sieht es in Sachen Ladeleistung aus: Nur maximal 88 kW fließen durch den Schnellladeanschluss des BYD Atto 3 - das können die meisten Europäer mittlerweile besser. Ganz zu schweigen von Tesla, dessen Model 3 mit der kleinen Batterie 170 kW, mit der großen Batterie sogar 250 kW aus dem Stecker saugt.



BYD Atto 3 Design Seitenansicht

420 Kilometer Reichweite nach WLTP sind ordentlich, die maximale Ladeleistung ist mit 88 kW eher unterdurchschnittlich.


Andererseits: Eine hohe Spitzenleistung ist nur die halbe Wahrheit - vielmehr geht es darum, möglichst lange hohen Ladestrom aufrecht zu erhalten. Unsere deutschen Kollegen vom ADAC attestieren dem BYD Atto 3 bei einer Ladung von 10 auf 80 Prozent eine durchschnittliche Ladeleistung von 65,2 kW, was angesichts der Maximalleistung ein herzeigbares Ergebnis ist. Und: BYD verbaut eine sogenannte Blade Battery, die ihres Zeichens besonders haltbar (über 5.000 Ladezyklen), besonders witterungsfest (weniger Reichweiteneinbußen bei niedrigen Temperaturen) und besonders sicher sein soll. Mit acht Jahren Batterie-Garantie ist man ähnlich wie bei den Mitbewerbern abgesichert.


BYD Multimediasystem: Besser als VW, BMW, Mercedes und Co?

Eine Sache, die man dem BYD Atto 3 jedenfalls zu Gute halten muss, ist das Multimediasystem. Zwar kommen manche Übersetzungen aus dem Chinesischen noch etwas hatschert daher (wie man im Österreichischen sagt). Andererseits können Updates over the Air eingespielt werden, kommen also ohne Kabel, Stecker und Werkstatt ins Auto. Abgesehen davon funktioniert das BYD-System einwandfrei und begeistert mit Funktionen, die es anderswo nur für hohen Aufpreis, oder schlicht und einfach gar nicht gibt. Ein Beispiel: Die Sprachsteuerung kann nicht nur Navi und Telefon bedienen, sondern ändert auf Wunsch die Temperatur der Klimaanlage, fährt die Fenster hinunter und wieder hinauf und macht auch sonst ziemlich alles, wofür man üblicherweise zumindest einen Fingertipp braucht.



BYD Atto 3 Design Innenraum 15,6 Zoll Bildschirm

Die Kommandozentrale ist ein 15,6-Zoll Bildschirm, über den auf alle Funktionen zugegriffen wird. Oder man nutzt die hervorragende Sprachsteuerung.


Last but not least: Wie fährt sich der BYD Atto 3 im Vergleich zur Konkurrenz?

Durch allerlei Technik-Krimskrams ein bisschen in Vergessenheit geraten, aber schlussendlich die Kernaufgabe eines Personenkraftwagens: das Fahren. Weil elektrisch angetrieben gibt es längsdynamisch kaum mehr Unterscheidungsraum - der BYD Atto 3 zieht ähnlich an wie jedes andere Elektroauto mit 150 kW (oder 204 PS in alter Währung) auch. Im Sportmodus reagiert das Elektro-SUV sogar sehr spontan auf Fahrpedal-Befehle, was die Reifen bald in die Bredouille bringt. Also lieber hinunter vom "Gas" - passt auch besser zu Lenkung und Fahrwerk, die eher auf der komfortableren Seite arbeiten. Wir sehen darin keinen Nachteil, im Gegenteil: Federungskomfort wiegt bei einem Alltagsauto unserer Meinung nach schwerer als gekünstelte Härte, die einen auf der Hausstrecke vielleicht ein Zehntel schneller macht, einem nach der dritten Bodenwelle auf die Nerven geht.


Fazit: BYD zurecht beliebt

Was bleibt nach unserem einwöchigen Test ist die Gewissheit, dass BYD ein einwandfreies, einigermaßen fesches, jedenfalls sehr funktionales und preiswertes Elektroauto auf den österreichischen Markt mitbringt, das zweifelsfrei in der Lage ist, der europäischen Konkurrenz die Wiese abzugrasen. Will man dem Atto 3 Schwächen attestieren, dann wären diese zum einen der mit 335 Liter eher dürftige Laderaum (bei umgelegter Rückbank immerhin 1.300 Liter), die mit 88 kW ebenfalls nicht fürstliche Ladeleistung und die Diskrepanz zwischen außen eher biederem und innen sehr aufgewecktem Design. Offen gesagt: Das scheint uns leicht zu verkraften angesichts der übrigen Qualitäten.


 

BYD Atto 3 Design (2023): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch


Testwagenpreis: € 42.780 brutto (Basispreis BYD Atto 3 Comfort: € 40.380)

Bestellbar: Ab sofort. (Konfigurator)

Maximale Leistung: 150 kW/204 PS

Drehmoment: 310 Nm

0-100 km/h: 7,3 sek.

Vmax: 160 km/h


Leergewicht: 1.825 kg

Kofferraum: 335 - 1.300 Liter

Länge/Breite o.S./Höhe: 4.455/1.875/1.615 mm

Batteriekapazität: 60,5 kWh brutto

Verbrauch (WLTP): 15,06 /100 km

Reichweite (WLTP): 420 km

Ladung: 11 kW AC (0-100%: 6h30) | 88 kW DC (30-80%: 29 min)


 




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