- Patrick Aulehla
- 25. Feb.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. März
BYD Sealion 7 im Test: Stellt das E-SUV-Coupé aus China seine Konkurrenz in den Schatten?
Der BYD Sealion 7 Excellence AWD überzeugt mit hoher Verarbeitungsqualität, umfangreicher Ausstattung, viel Real-Reichweite und starken Fahrleistungen – zu einem Preis, der europäische Mitbewerber alt aussehen lässt. Kleine Detailschwächen können das insgesamt sehr gute Bild nicht eintrüben.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Der Hype rund um die chinesische Elektroauto-Marke BYD ist groß. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Qualität stimmt, die Materialgüte stimmt, die Verarbeitung stimmt. Das Ausstattungsangebot ist übersichtlich und schon in der Basisversion umfangreich. Das Design stammt von einem ehemaligen Audi-Designer und trifft somit den europäischen Geschmack. Und - last but not least - die Preise sind mitunter deutlich niedriger als jene der etablierten Mitbewerber. Das hier gezeigte neue BYD Sealion 7 Modell - ein großes SUV-Coupé mit 4,83 Meter Länge, 1,93 Meter Breite und 1,62 Meter Höhe - kostet mit dem stärksten Motor (390 kW bzw. 530 PS Leistung, 690 Nm Drehmoment, Allradantrieb) und allen verfügbaren Optionen (Österreich-Paket für 390 Euro und Metallic-Lackierung für 1.100 Euro) laut Preisliste 57.980 Euro. Etwaige Förderungen sind hier noch nicht berücksichtigt. Das ist nicht wenig Geld, klar. Allerdings kosten ähnlich große, ähnlich starke und ähnlich kompetente Produkte aus europäischer Produktion deutlich mehr.

Ist der Preis das einzige Argument für den BYD Sealion 7?
Werfen wir beispielsweise einen Blick auf den VW ID.5 GTX: Räumt man ihn mit ähnlich viel Ausstattung voll wie der BYD Sealion 7 Excellence serienmäßig mitbringt, stehen 76.800 Euro auf dem Preiszettel. Dass dem ID.5 GTX fast 200 PS auf den Sealion 7 fehlen, ist da noch nicht besprochen. Auch nicht, dass der VW ID.5 GTX mit 4,58 Meter Länge fast 30 Zentimeter kürzer ist als der Sealion 7. Auch das neue Model Y von Tesla ist ähnlich ausgestattet rund 3.000 Euro teurer, zudem deutlich schlechter verarbeitet, deutlich weniger funktional, und aufgrund Elon Musks jüngster Identitätskrise auch deutlich unsympathischer (so zumindest unsere Meinung).
Mit den Preisvorstellungen der Premium-Hersteller erübrigen sich Vergleiche auf den ersten Blick: Das etwa gleich große SUV-Coupé Mercedes-Benz EQE startet bei 83.490 Euro. Will man Leistung wie im BYD Sealion 7 (Mercedes-Benz EQE 43 AMG), muss man zumindest 117.890 Euro zum Händler tragen. Eine Frage drängt sich also auf: Kann der BYD Sealion 7 auch abseits seines Preises überzeugen? Oder ist es wie so oft: Wer billig kauft, kauft letztendlich teuer?

Überzeugend in Sachen Verarbeitungsqualität und Materialgüte
Schon der Erstkontakt mit dem BYD Sealion 7 zeigt: Dieses Auto spielt trotz seines (verhältnismäßig) günstigen Preises locker mit den etablierten Mitbewerbern mit. Die Verarbeitungsqualität und die Materialgüte im Innenraum sind über jeden Zweifel erhaben - vielerorts sogar besser als bei der teureren Konkurrenz. Abgestepptes Nappaleder auf den beheizbaren und belüfteten Sitzen, Wildleder und Leder am Armaturenbrett, eine hübsche Ambientebeleuchtung, ein tolles Dynaudio-Soundsystem mit 12 Lautsprechern, ein drehbares 15,6 Zoll Touchdisplay mit vielen Funktionen - all das und noch mehr bietet der BYD Sealion 7 Excellence AWD serienmäßig. Optionen gibt es abseits von Farbwahl (Metalliclack für 1.100 Euro Aufpreis) und Österreich-Paket (beinhaltet Velour- und Gummimatten, Ladekabel und einen V2L-Adapter für 390 Euro) keine.
Die Qualitätsanmutung im Innenraum ist hochwertig: Abgesteppte Nappaleder-Sitze, Wildleder am Armaturenbrett, viele Ablagen, cooles Design - hier gibt's nichts zu klagen.
Gutes Infotainmentsystem mit einzelnen Bedienungsschwächen
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal moderner Fahrzeuge ist deren Bedienbarkeit. Das 15,6 Zoll Touchscreen Infotainmentsystem des BYD Sealion 7 gibt kaum Rätsel auf, sieht man von den kuriosen Übersetzungen (Fahrer = Treiber, Rekuperation = Intensität der Energierückmeldung usw.) und der für unseren Geschmack etwas überladenen Optik einmal ab. Die Sprachsteuerung funktioniert sehr gut und lässt sich deshalb als verlängerter Arm des Touchscreens einsetzen. Ebenfalls sehr gut: Der Klang des Dynaudio-Soundsystems. Die 12 Lautsprecher spielen anspruchsvolle Songs klar und druckvoll.
Weniger gut funktioniert die Tempolimit-Erkennung: Häufig zeigt der Sealion 7 falsche Tempolimits an und klagt diese per dauerhaftem Warngeräusch beharrlich ein. Das ist ein schon länger bekanntes Problem der Dreambuilders (BYD = Build your Dreams), das hoffentlich bald per Over-the-Air-Update behoben wird. Immerhin fällt das Deaktivieren der als überflüssig empfundenen Helferlein im Fahrzeug-Menü halbwegs leicht, aber bei weitem nicht so leicht wie etwa bei Renault, Dacia oder Audi, die selbiges Kunststück mit einem Doppelklick auf eine ADAS-Taste ermöglichen.

Fahren: Bärenstark, aber nicht wirklich sportlich
Klar: 390 kW Leistung, oder 530 PS in alter Währung, sind ein Brett. Aus dem Stand springt das 2.435 Kilogramm schwere SUV in 4,5 Sekunden auf 100 km/h, abgeregelt wird erst bei 215 km/h. Auch bei voller Beladung zieht es den Passagieren beim Ampelsprint die Gesichter lang, nach der dritten Vorführung wird die Begeisterung zunehmend von Erschöpfung verdrängt. In Kurven lässt der BYD Sealion 7 sportliche Ambitionen allerdings nicht durchdringen - er fährt sehr neutral und vorhersehbar, die Assistenten greifen früh ein. Sicherheit schlägt Sportlichkeit - ist schließlich auch ein Familien-SUV.

Laden und Reichweite: Kaum Leistungsverluste im Winter
Wer sich wie wir für den BYD Sealion 7 in der Ausstattungsvariante Excellence AWD entscheidet, erhält neben dem erwähnten 390 kW bzw. 530 PS starken Allrad-Antriebsstrang auch eine 91,5 kWh fassende Lithium-Eisenphosphat-Batterie (die sogenannte "Blade Battery"). Diese ist als tragendes Bauteil in die Karosserie integriert und soll so für mehr Steifigkeit und Sicherheit sorgen. Die Reichweite des BYD Sealion 7 Excellence AWD liegt nach WLTP-Messverfahren bei 502 Kilometern, was unserer Erfahrung nach etwa 400 Kilometer Realreichweite entspricht. Auffällig ist, dass der Sealion 7 im Gegensatz zu vielen anderen Elektroautos bei niedrigen Temperaturen kaum Reichweite einbüßt. Ist ein Ladevorgang nötig, kann die Excellence AWD Variante mit bis zu 230 kW aufgeladen werden (10 - 80 %: 24 Minuten).

Die "Basisvariante" Comfort RWD muss kaum Abstriche hinnehmen: Zwar ist ihre Blade Battery mit 82,5 kW Kapazität etwas kleiner. Durch den geringeren Verbrauch (16,6 kWh statt 18,2 kWh) liegt ähnlich viel Reichweite an (482 km gemäß WLTP). Auch an der Ladestation benötigt man trotz geringerer Ladeleistung von 150 kW nicht wesentlich länger: Von 10 auf 80 Prozent lädt der BYD Sealion 7 Comfort RWD in 32 Minuten. Insofern stellt sich die Frage, ob man die 6.500 Euro Aufpreis für das allradangetriebene Excellence AWD Topmodell nicht besser in einen schönen Urlaub investiert. Ausstattungsseitig sind die Unterschiede marginal (Nappaleder statt veganem Leder, 20-Zoll statt 19-Zoll Alufelgen, that's it), der Allradantrieb ist zumindest in Stadtnähe eine Fleißaufgabe.
Platzangebot, Kofferraumvolumen und Anhängelast
Platz für seine Passagiere bietet der BYD Sealion 7 reichlich: In dem 4,83 Meter langen SUV-Coupé sitzt man vorne wie hinten sehr komfortabel, auch größere Passagiere finden genügend Bein- und Kopffreiheit in der zweiten Reihe. In Sachen Kofferraumvolumen zeigt sich der Chinese ebenfalls spendabel: 520 Liter passen hinter die zweite Sitzreihe, 1.789 Liter gehen sich bei umgeklappter Rückbank hinter den Vordersitzen aus. Und: Die "Motorhaube" des BYD Sealion 7 hält einen 59 Liter großen Frunk bereit, der sich etwa zum Verstauen der Ladekabel eignet.
Fazit BYD Sealion 7 AWD Excellence: Prädikat "sehr gut"
Nach zwei Wochen intensiven Testens hinterlässt der BYD Sealion 7 Excellence AWD einen rundum gelungenen Eindruck, der sich durch kleine Detailschwächen nicht eintrüben lässt. Hohe Verarbeitungsqualität, tolle Materialien, ein tolles Soundsystem, relativ einfach Bedienung (mit etwas Verbesserungspotenzial), gewaltige Fahrleistungen, schnelles Laden und viel Reichweite sprechen ganz eindeutig für das chinesische Elektro-SUV. Der Preis ebenfalls: Für das vollausgestattete Topmodell wollen 57.980 Euro überwiesen werden, was angesichts seiner Eigenschaften als durchaus fair, sogar preiswert zu bezeichnen ist. Wer auf den Allradantrieb und die volle Leistung verzichten kann, greift zum BYD Sealion 7 Comfort RWD für 49.990 Euro. Die Abstriche zum Topmodell könnten wir locker verschmerzen.

Was wir gut finden: Sehr viel Auto für verhältnismäßig wenig Geld.
Was wir nicht so gut finden: Einzelne Nachlässigkeiten beim Infotainmentsystem und der Qualität der Assistenzsysteme (vor allem Tempolimiterkennung).
Man kauft ihn, weil: man ein tolles, ausgewachsenes und hochqualitatives SUV-Coupé mit Elektromotor besitzen möchte.
Mitbewerber: VW ID.5 GTX, Tesla Model Y, Renault Scenic, Skoda Enyaq
BYD Sealion 7 Excellence AWD (2025): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis: € 57.980 exkl. Förderung und Rabatte (Basispreis: € 49.990)
Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)
Maximale Leistung: 390 kW/530 PS
Drehmoment: 690 Nm
0-100 km/h: 4,5 Sekunden
Vmax: 215 km/h
Batteriekapazität: 91,5 kWh
Verbrauch konfigurationsspezifisch (WLTP): 18,2 kWh/100 km
Reichweite konfigurationsspezifisch (WLTP): 502 km
Ladung: 11 kW AC | 230 kW DC (10-80%: 24 min)
Leergewicht konfigurationsspezifisch (DIN): 2.435 kg
Höchstzulässiges Gesamtgewicht: 2.845 kg
Zuladung: 410 kg
Anhängelast gebremst/ungebremst: 1.500 kg/750 kg
Kofferraum: 520 - 1.789 Liter
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.830/1.925/1.620 mm
Comentarios