Die E30 Story. Teil 4: Was lange währt wird endlich gut.
Es ist vollbracht. Die E30 Story ist im (vorläufig) letzten Kapitel angekommen. Der Motor läuft, die Elektrik funktioniert, und ein Pickerl hat er auch bekommen. Zeit für eine retrospektive Aufarbeitung. Mit Bildern, Tipps und der Antwort auf die Frage: Lohnt es sich, so ein Projekt zu starten?
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Patrick Aulehla
Eines vorweg, dass sich nachher niemand wundert: Fertig ist so ein Projekt niemals. Irgendwann wirst du über die Landstraße streifen, im Urlaub einen Pass überqueren, oder im besten Fall beim Supermarkt um die Ecke parken, und eines jener Teile, die du geputzt, gelötet oder neugegeben hast, wird es auseinanderreißen. Mit Glück einen Auspuffgummi oder ein Relais. Vielleicht aber auch ein Ventil, das vom Kolben eins aufs Happel bekommt. Oder das Schiebedach, das über einen defekten Ablauf Wasser in den Fußraum leitet. Letzteres merkst du nicht sofort. Nach ein paar Monaten der Kumulation steigst du eines Morgens in dein Auto ein und fragst dich, warum deine Fußmatte in einer Lacke liegt. Du weißt natürlich schon, dass da was im Argen und Wasserflasche keine im Auto ist, aber das willst du nicht gleich wahrhaben. Weil es dann wieder heißt: Teppich raus, Mittelkonsole raus, Rückbank, Sitze, Verkabelung raus. Und Geld abheben. Für den Spengler, für die Teile, für das Material. Und für das Zeug, das man dann gleich mitmachen könnte. Neue Klammerln hier, neue Verkabelung da, ein paar Schalter neu, ein paar Dichtungen neu – die Membercard des bayrischen Treueclubs wieder zum Senator erheben.
Das ist leider keine Schwarzmalerei, das ist pure Realität: Alte Autos werden hin. Wieder und wieder und wieder und wieder. Egal, ob du 20 oder 200 Stunden gearbeitet hast. Nicht alles wird neu sein, und neu sein ist nicht alles. Sonst würde der ÖAMTC ja nur alte Häuseln durch die Gegend führen, und nicht auch die hippen Vorstadt-SUVs.
Daran muss man sich auch gewöhnen: Tanken.
Lohnt es sich, einen Oldtimer zu restaurieren?
Also dann, die Gretchenfrage: Ist es sinnvoll, so ein Projekt zu starten? Die Antwort ist... gar nicht so einfach. Der Blickwinkel entscheidet. Sich einen Klassiker herzurichten, um Rendite zu erzielen, davon würde ich abraten. Zumindest einem Laien. Natürlich gibt es Profis, die damit sehr gut fahren, aber die greifen auf Infrastruktur, Netzwerk und Knowhow zurück. Als Privater auf eine Wertsteigerung zu spekulieren, oder sich durch die Reparatur einen hohen Verkaufspreis zu erhoffen, ist vergebene Müh. Zu viele Unbekannte, die im Dunkeln schlummern, und sehnsüchtig auf ihr Stichwort warten. "Kolbenreiber, du bist dran!"
Will man sich aber einen Jugendtraum erfüllen, etwas selbst erschaffen, in der Garage ein paar ruhige Stunden zangeln, das Wochenendbier mit den Freunden nicht nur des Trinkens willen trinken, dann kann sich so ein Projekt schon wirklich lohnen. Hauptsache, man hängt mit Emotion an der Sache und man ist sich folgendem Umstand bewusst: Das Fertigstellungsdatum wird maßgeblich von zwei Faktoren bestimmt, die sich indirekt proportional zueinander verhalten. Ressourcen und Zeit. Umso weniger ich an Ressourcen – also Geld, Knowhow und Infrastruktur (Werkstatt, Platz, Leute, die einem helfen können, Leute, die sich WIRKLICH auskennen) – habe, umso mehr Zeit brauche ich, bis mein Auto wieder fährt. Bringe ich kaum Ressourcen mit, ist es zwar nicht unmöglich, einen Oldtimer herzurichten, aber tendenziell eine Lebensaufgabe. Umgekehrt: Habe ich unendlich Geld, Knowhow und Infrastruktur, ist so gut wie jedes Auto in ein paar Wochen fertig.
Bestandsaufnahme. Fazit: alles hin. Auch gut, so gibt's keine Überraschungen.
Ebenfalls garantiert: Der Weg zur Fertigstellung führt nicht über ebene Böden. Man muss sich durchs Tal der Tränen kämpfen, dem Mühsal entschlossen die Stirn entgegenstrecken. Einmal länger schrauben, wenn die die entscheidende Schraube abreißt, weil der Teilehändler heute Urlaub macht. Weil dir beim Zusammenbauen irgendwo ein Ding abgeht, ein Dichtungsringerl aus der Cent-Abteilung, egal. Es ist nicht da, die Arbeit steht. Das habe ich mit der Ressource Platz gemeint: Wenn man das Skelett jetzt nicht in eine Ecke rollen und zwei, drei Wochen keines Blickes würdigen kann, dann provoziert man Reibungspunkte. Mit sich selbst, weil der öffentliche Parkplatz keine Werkstatt ist und ein halb zerlegtes Auto des nächstens zur freien Entnahme heißt. Oder mit der Frau, weil sie die Kids lieber in der Garage auslädt als draußen vor der Tür, im Auge des Zyklons.
Kommt Zeit, kommt Rat
Bei der Ressourcensache habe ich Glück gehabt. Zwar wenig Geld und wenig Knowhow, dafür die beste Infrastruktur, die man sich wünschen kann. Freunde, die mir nicht geholfen, sondern mich angelernt haben. Sich Wochenende um Wochenende Zeit genommen haben – trotz Frau, Haus, Kind und Kegel. Ohne Oliver und Gerhard hätte ich nach drei, vier Stunden zusammenpacken können, oder wäre jetzt noch beim Auseinanderreißen. Und das, wovon ich zu wenig hatte? Das kommt mit der Zeit, wenn man geduldig ist. Billig ist eine Restauration natürlich nicht, aber wie eingangs erwähnt: Wenn man Zeit hat, braucht man nicht zwingend viel Bares, zumindest nicht auf einmal. Knowhow dagegen wächst nicht im Drucker. Das verdient man sich nur durchs Selberschrauben. War ich vor dem Projekt E30 noch zu patschert, um ein gerades Loch in eine Wand zu bohren, kann ich heute Ventile einstellen, Bremsen tauschen, Armaturen zerlegen, und so weiter, und so fort. Man lernt eben nie aus.
Ein Geldbörserl aus Zwiebelleder. Die Selberschrauber kennen es: Aufmachen und weinen.
Und jetzt zum eingangs versprochenen Spaß. Der retrospektiven Aufarbeitung meiner, unserer E30 Story als Bildgeschichte. Einige Fotos kennt ihr schon aus dem ersten, zweiten und dritten Teil, einige sind völlig neu. Wenn ihr Input habt, Kommentare oder Anregungen hinterlassen möchtet, macht das gerne direkt hier, per Mail oder direkt unter eines unserer Facebook-Postings.
Wir beenden die E30 Story an dieser Stelle nicht, wir verschieben den 5. Teil nur auf unbestimmte Zeit. Bis es mir ein Gummiringerl holt, oder der Fußraum (wieder) voller Wasser steht.
Noch eine Anmerkung in eigener Sache: Wenn ihr jemals eine gute Werkstatt braucht, für Neuwagen genauso wie für Oldtimer, schaut bei Tischler und Wenger vorbei. Ist es Werbung, wenn man es ehrlich meint? Keine Ahnung. Eines kann ich euch jedenfalls versprechen: Besser beraten werdet ihr nirgendwo!
Danke für dein Interesse!
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