KIA Niro EV Platin 2024 Test: Elektrokur für Überzeugungstäter
KIA Niro heißt futuristisches Design, ordentlich Platz und viel Auswahl bei den Antrieben. Neben unserer Niro EV Elektroversion stehen nämlich auch deutlich günstigere Vollhybrid- und Plug-In-Hybrid-Varianten zur Verfügung. Den Elektro-Niro fahren vor allem Firmenkunden oder Überzeugungstäter.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: KIA
Es ist schon richtig, dass man elektrisch meist komfortabler, umweltfreundlicher und flotter fährt. Das trifft auch für den KIA Niro EV zu - besonders in der Stadt, wo wir ihn am ehesten verorten. Zwischen Wohnsitz und Büro ist der Niro EV bestens aufgehoben, hier glänzt er mit ordentlich Fahrkomfort, vielen Assistenzsystemen und kräftiger Beschleunigung. Mit 460 Kilometern WLTP-Reichweite lassen sich auch längere Etappen problemlos fahren, allerdings mit einer Einschränkung: An der Ladestation zieht der Niro EV maximal 72 kW, die Schnellladung auf 80 Prozent Batteriekapazität dauert im besten Fall 41 Minuten. Das ist für heutige Maßstäbe kein Bestwert mehr. Ebenfalls optimierungsbedürftig: Der Preis. In unserer Topausstattung Platin werden für den KIA Niro EV 56.450 Euro fällig. Der Plug-In-Hybrid ist in gleicher Ausstattung knapp 6.000 Euro günstiger (50.940 Euro), der Vollhybrid geht für fast 13.000 Euro weniger weg (43.890 Euro). Man muss also schon Überzeugungstäter sein, um die elektrische den günstigeren Teilzeitverbrenner-Varianten vorzuziehen. Oder Firmenkunde - die sparen nämlich 20 Prozent Vorsteuer.
Was macht der KIA Niro EV Platin gut?
Stark ist der KIA Niro EV vor allem auf Alltagswegen. Die komfortable Fahrwerksabstimmung ist eine Wohltat, der 204 PS starke Elektromotor optimal für schnelle Antritte. Die 460 Kilometer WLTP-Reichweite lassen sich im Mix aus Stadtgebiet und Freilandstraßen näherungsweise erreichen und auch am Ausstattungsumfang gibt es in der Topvariante Platin nichts zu meckern. Das Infotainmentsystem lässt sich schlüssig bedienen und verfügt über kabelloses Android Auto und Apple CarPlay. Der Kofferraum ist mit 475 bis 1.392 Liter ausreichend groß, auch im Innenraum finden die Passagiere angenehm Platz. Und dann ist da noch das üblich starke Garantie-Argument: KIA gibt dem Niro EV sieben Jahre Fahrzeuggarantie mit auf den Weg.
Was macht der KIA Niro EV Platin nicht so gut?
Auch wenn es in Summe nicht viel zu kritisieren gibt: Zwei Punkte fallen doch ins Gewicht. Erstens: Der Preis ist mit 56.450 Euro zu hoch. Nicht nur im internen Variantenvergleich - den Niro Plug-In-Hybrid gibt es in selber Ausstattung um 50.940 Euro, den Vollhybrid um 43.890 Euro - auch die meisten Mitbewerber fahren ähnlich ausgestattet günstiger vom Hof. Zweitens: Die Ladegeschwindigkeit ist mit maximal 72 kW unterdurchschnittlich. Das kostet Zeit auf langen Etappen.
Innen: Bedienung, Materialauswahl und Infotainment im KIA Niro EV
Bedienen lässt sich der Niro EV durchwegs logisch. Mit einer Menüleiste unterhalb des Touchscreens lässt sich die Klimaanlage und die Multimedialautstärke steuern. Um zwischen diesen beiden Funktionen umzuschalten, ist ein Knopfdruck nötig. Das erklärt sich zwar nicht von selbst, wird bei der Fahrzeugübernahme aber bestimmt erklärt. Bei den Materialien setzt KIA auf eine umweltfreundliche Auswahl - zum Beispiel auf einen Dachhimmel aus recyceltem Papier, auf Sitzbezüge aus Eukalyptusblättern oder schadstofffreie Lacke.
Fahrverhalten, Leistung, Verbrauch und Reichweite
Der KIA Niro EV kommt dank 204 PS starkem Elektromotor gut vom Fleck. 7,8 Sekunden vergehen bis Hundert km/h - dem sofort anliegenden Drehmoment sei Dank. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 167 km/h, ähnlich wie bei seinen Verbrenner-Geschwistern. Mit einem Test-Stromverbrauch von rund 18 kWh ist der Niro EV von der Werksangabe nicht allzu weit entfernt (16,2 kWh gemäß WLTP), wobei wir nur wenige Autobahnetappen absolviert haben. Reichweite haben wir auf unseren täglichen Strecken rund 400 Kilometer gemessen (460 km gemäß WLTP). Dass der Niro EV auch in Kurven einigermaßen sportlich fährt, ist neben dem kräftigen Motor und dem anwählbaren Sport-Modus auch auf sein relativ geringes Leergewicht von 1.757 Kilogramm zurückzuführen. Ebenfalls angenehm: Die Intensität der Rekuperation lässt sich über zwei Schaltpaddels am Lenkrad einstellen.
Platzangebot und Kofferraum
Auf einer Länge von 4,42 Metern bringt der KIA fünf Passagiere komfortabel unter. Das Platzangebot im Innenraum ist gut, wenn auch kleiner als im ähnlich teuren VW ID.4. Auch der Kofferraum schluckt mit einem Volumen von 475 bis 1.392 Liter einiges. Zudem verfügt der Elektro-Niro über einen 20 Liter großen Frunk, in dem sich etwa Ladekabel verstauen lassen.
Preis und Verfügbarkeit
Mindestens 45.990 Euro wollen für den KIA Niro EV überwiesen werden. Dafür bekommt man die Basisversion SAM, die bereits über das Infotainmentsystem, 17 Zoll Leichtmetallfelgen und Parksensoren hinten verfügt. Unsere Top-Variante Platin mit vielen Assistenten und Ausstattungsfeatures kommt inklusive zwei Optionen (Farbe und Schiebedach) auf nicht sehr günstige 56.540 Euro. Unternehmer können davon 20 Prozent Vorsteuer abziehen. Im Vergleich mit den wichtigsten Mitbewerbern liegt der Niro EV eher am oberen Ende der Preisskala. Verfügbar ist der KIA Niro EV ab sofort, ebenso wie die Voll- und Plug-In-Hybrid-Varianten.
KIA Niro EV Platin (2024): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis: € 56.540,00 brutto (Basispreis KIA Niro EV SAM: € 45.990,00)
Bestellbar: Ab sofort. (Konfigurator)
Maximale Leistung: 150 kW / 204 PS
Drehmoment: 255 Nm
0-100 km/h: 7,8 sek.
Vmax: 167 km/h
Leergewicht: 1.757 kg
Kofferraum: 475 - 1.392 Liter
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.420/1.825/1.570 mm
Batteriekapazität: 64,8 kWh netto
Verbrauch (WLTP): 16,2 kWh/100 km
Reichweite (WLTP): 460 km (getestete Version)
Ladung: 11 kW AC (0-100%: ca. 7h00) | 72 kW DC (10-80%: ca. 41 min.)
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