Mazda MX-5 Roadster Kazari 2024 Test: Fly like a Butterfly
Wer meint, dass es für Fahrfreude 500 PS aufwärts braucht, der ist wahrscheinlich noch nie Mazda MX-5 gefahren. 134 oder 184 PS, Schaltgetriebe und 1.100 Kilogramm. Das reicht für das Glücklichsein allemal aus.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Zugegeben: Einen 134 PS starken Testwagen hatten wir schon lange nicht mehr. Die Elektrifizierung hat die Grundlinie in Sachen Leistung nach oben verschoben - sogar unser Dacia Jogger holte dank Hybridantrieb 140 PS aus den Zylindern (oder aus dem Akku, zumindest einen Teil davon). Dass sich der Mazda MX-5 genügsam gibt, macht ihn zwar sympathisch. Aber - und das schreiben wir mit gebührendem Respekt: Sportwagen ist er sicherlich keiner.
Was der Mazda MX-5 ist, ist ein Roadster. Und zwar ein Roadster, wie er im Lexikon steht. Kaum Leistung, kaum Gewicht, kaum Dach. Wann immer möglich wird der MX-5 offen gefahren, und möglich ist das eigentlich immer, weil das Stoffverdeck mit einem Handgriff ein- und ausgeklappt wird. Hebel drehen, Dach nach hinten drücken und das Freiluftkino läuft. Dauer des Spektakels: ungefähr 10 Sekunden. So schnell schafft es selbst ein Platzregen nicht, den Innenraum unter Wasser zu setzen.
Offenfahren ist beim Mazda MX-5 ein Glaubensbekenntnis.
Leicht is life
Dass die Funktionsweise des Dachentfernens sinnbildlich für die Leichtigkeit dieses Autos steht, klingt ein bisschen dick aufgetragen, ist aber wahr. Der MX-5 fährt sich genauso einfach wie er zu enthaupten ist - er stellt keine Ansprüche an Fahrer oder Umfeld, er rollt einfach durch. Wer nicht größer als 1,90 ist, der lernt in diesem Mazda den Genuss des Einfachen: Angefangen beim Sechsgang-Schaltgetriebe, das man wunderbar direkt durch die Gasse dirigiert, über den numerisch schwachen, aber letztendlich spritzigen und drehmomentstarken Vierzylinder-Sauger, bis hin zu den 1.100 Kilogramm Leergewicht, die dem MX-5 seine spielerische Grundnote verleihen. Das merkt man beim Beschleunigen, beim Bremsen, beim Einlenken, beim Querfahren - den Taktstock hat immer der Fahrer in der Hand.
Der Taktstock kann auch die Handbremse sein: Gut erreichbar und sehr griffig.
Verbrauch: Eat that, Plug-In-Hybrid
Ein weiterer Vorteil der schlanken Figur: Der Kraftstoffverbrauch hält sich in überschaubaren Grenzen. Für seinen WLTP-Verbrauchswert von 6,3 Litern pro 100 Kilometer braucht der MX-5 weder Turbolader noch Batterie-Unterstützung, auch im echten Leben sind weniger als sieben Liter realistisch. Wir haben auf unseren 485 Testkilometern im Schnitt sechs Liter verbraucht und die Werksangabe damit sogar unterboten. Da können sich die NoVA-befreiten Plug-In-Hybrid SUVs eine Scheibe abschneiden, wenn ohne Strom plötzlich ein Zehner auf der Verbrauchsanzeige steht.
Eine Sache, die der MX-5 nicht so gerne nimmt, ist Gepäck. Mit einem Kofferraumvolumen von 134 Litern kommt man zu zweit bestenfalls ein Wochenende durch, an Fahrräder und dergleichen verschwendet man keinen Gedanken. Das ist zwar logisch, aber irgendwo dann doch wieder schade, weil die Roadster-Ikone ein gutes Reiseauto wäre. Passagiere unter 1,90 Meter sitzen ausreichend bequem, auch Fahrwerk und Geräuschkomfort bleiben auf langen Etappen komfortabel. Ebenfalls gut: Das On-Board-Infotainmentsystem, das in unserer Kazari-Ausstattung neben einer übersichtlichen Struktur auch ein BOSE-Soundsystem und kabellose Apple CarPlay- und Android Auto-Konnektivität mitbringt.
Bild 1: 6,0 Liter Durchschnittsverbrauch. Nicht WLTP. Im echten Leben. Bild 2: Das wunderbar direkte Sechsgang-Schaltgetriebe.
Mazda MX-5 Preise und Ausstattungen: Spaß kostet, oder?
Dass man für viel Vergnügen auch viel Geld ausgeben muss, lässt sich der MX-5 nicht nachsagen. Ab 34.250 Euro geht's mit der Ausstattungsvariante Prime-Line los - mit Navi, LED-Scheinwerfern, Spurhalteassistenten, Klimaanlage und Smartphone-Konnektivität an Bord. Die nächsthöheren Ausstattungsvarianten heißen Exclusive-Line (ab 38.550 Euro, BOSE Soundsystem, DSC mit Track Mode, Klimaautomatik, Rückfahrkamera etc.), Kazari (ab 39.350 Euro, Nappa-Ledersitze, LED-Matrix Scheinwerfer, zweifarbiges Verdeck etc.) und Homura (ab 45.250 Euro, 17-Zoll Alus von BBS, Recaro Schalensitze, Domstrebe, Bilstein-Fahrwerk etc.).
Das 184 PS starke 2,0 Liter Triebwerk gibt es ab der Ausstattungsstufe Exclusive-Line und kostet 2.700 Euro extra. Als Homura-Variante fährt der MX-5 serienmäßig mit Maximalleistung vom Hof. Nötig ist das eigentlich nicht, aber haben ist im Zweifel besser als brauchen.
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