Mercedes-Benz EQA 250+ AMG Line Premium 2024 im Test: Kleiner Benz, große Ambitionen
Das Elektro-SUV Mercedes-Benz EQA 250+ markiert den Einstieg in die Stromabteilung der Stuttgarter. In der von uns getesteten AMG Line Premium versprüht der EQA viel Premium-Flair - bei einigen Details bleibt aber Luft nach oben.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Mit dem Begriff „Einstiegsmodell“ tut man dem Mercedes-Benz EQA 250+ sicherlich unrecht, und ganz besonders gilt das für die von uns getestete AMG Line Premium Ausstattung. Dennoch: Der EQA ist die günstigste Möglichkeit, elektrisch mit einem Stern zu fahren – ab 52.990 Euro geht es laut Preisliste los. Mit den aktuellen Rabatten bereits ab 44.761 Euro, womit der EQA nicht günstig im klassischen Sinn ist, für einen hochgestellten Stern aber einigermaßen preiswert. Was man dafür bekommt? Vor allem die Gewissheit, dass Mercedes-Benz luxuriöses Fahren nicht auf seine Top-Modelle beschränkt: Auch im Kompakt-Format wohnt dem Stuttgarter das Premium-Erlebnis inne, das die Erfinder des Automobils seit 1926 in ihre Fahrzeuge schrauben.
Besonders in der von uns getesteten AMG Line Premium (6.678 Euro Aufpreis) versprüht der EQA 250+ jede Menge Luxus-Flair: Eine eindrucksvolle Ambientebeleuchtung, ein feines Burmester-Soundsystem, das MBUX Infotainmentsystem, ein Head-Up Display und vieles mehr steht in der Ausstattungsliste. Dass die Abmessungen des EQA mit 4,46 Meter Länge, 1,83 Meter Breite und 1,62 Meter Höhe überschaubar sind, ist weniger Verzicht als das Anerkennen der Lebensrealität: Wer häufig im Stadtgebiet fährt, der ist mit kompakten Außenmaßen besser dran – vor allem dann, wenn man auf Luxus nicht verzichten muss.
Fahrverhalten: Komfortabel und kräftig
Ebenfalls nicht verzichten muss man im Mercedes-Benz EQA 250+ auf ausreichend Leistung: Mit dem 140 kW bzw. 190 PS starken Elektromotor zieht das elektrische SUV bis Tempo Autobahn kräftig durch, die Vorderräder halten dabei gut die Spur. Sein hohes Leergewicht von 2.040 Kilogramm kann der EQA 250+ gut verstecken. Dass der Vorderradantrieb bei rutschigen Fahrbahnverhältnissen an seine Haftungsgrenzen gerät, ist keine Überraschung – wer möchte, kann das mit dem 7.000 Euro teureren Topmodell EQA 350 4MATIC mit Allradantrieb therapieren. Notwendigkeit ist das aber keine.
In Sachen Assistenzsysteme ist der Mercedes-Benz EQA 250+ umfangreich ausgerüstet. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen (Notbremsassistent, Geschwindigkeitswarner etc.) ist unsere AMG Line Premium mit einem adaptiven Tempomaten, einem aktiven Lenk-Assistenten (zentriert das Fahrzeug in der Fahrspur), einer streckenbasierten Geschwindigkeitsanpassung und vielem mehr ausgerüstet. Im Euro NCAP Crashtest erzielt das elektrische SUV die Bestnote von fünf Sternen.
Elektromotor: Reichweite, Ladezeit und Batteriekapazität
Unter der Karosserie des EQA 250+ Modells wartet eine Lithium-Ionen-Batterie mit 70,5 kWh Netto-Kapazität, was laut WLTP für 509 Kilometer Reichweite genügt. Im Realbetrieb wird man sich je nach Streckentopographie, Geschwindigkeit und Temperatur zwischen 300 und 400 Kilometer einpendeln. Das ist völlig ausreichend für ein Fahrzeug dieser Größe, wenngleich manche ähnlich teuren Mitbewerber hier besser aufgestellt sind. Nicht ganz up-to-date zeigt sich der EQA 250+ bei der Ladegeschwindigkeit: Mit einer maximalen Ladeleistung von 100 kW (DC) verliert der elektrische Stern doch etwas Boden zum Mitbewerb (BMW iX1: 130 kW, Audi Q4 e-tron: 175 kW).
Innenraum und Infotainment: Cooles Design, viele Funktionen, MBUX überzeugt nicht ganz
Eine Paradedisziplin von Mercedes-Benz ist die Innenraum-Gestaltung. Hier enttäuscht auch der EQA 250+ in der AMG Line Premium nicht: Das Design wirkt modern und elegant, bei Dunkelheit wird dieser Eindruck von der Ambientebeleuchtung verstärkt. Sehr genau muss man beim Bedienen der Touch-Lenkradtasten sein – diese liegen dicht beieinander, weshalb ungenaues Drücken oft zu den falschen Funktionen führt. Gut gelöst ist auch die Klaviertastenleiste unterhalb der Lüftungsdüsen, mit der sich die Klimaanlage auch während der Fahrt gut bedienen lässt.
Oder man setzt auf den MBUX-Assistenten: Dieser Sprachassistent kann einfache Aufgaben wie die Änderung der Temperatur der Klimaanlage übernehmen. An größeren Aufgaben – dem Aufrufen des Head-Up-Display-Menüs zum Beispiel, das wir erst nach einigen Minuten über die Lenkradtasten im Tachodisplay ausfindig machen konnten – scheitert der MBUX-Assistent allerdings. Das können Marken wie BYD mittlerweile besser. Und: Keinesfalls vergessen werden sollte auf die Option Smartphone-Integration – Android Auto und Apple CarPlay ist nämlich nicht serienmäßig an Bord. Immerhin ist deren Preis mit 360 Euro einigermaßen verträglich (beim Audi Q4 e-tron kostet das Smartphone-Paket stolze 1.142,40 Euro).
Platz und Kofferraum: Angenehmes Raumgefühl, ausreichend Ladevolumen
Trotz seiner kompakten Außenmaße bietet der EQA 250+ im Innenraum viel Platz. Die Passagiere in der vorderen Reihe sitzen sehr bequem, und auch in der hinteren Reihe genießt man viel Beinfreiheit und ausreichend Kopffreiheit. Im Kofferraum ist Platz für 340 bis 1.320 Liter Ladevolumen, womit der EQA doch recht deutlich hinter seinen direkten Mitbewerbern liegt (BMW iX1: 490 bis 1.495 Liter, Audi Q4 e-tron: 520 bis 1.490 Liter). Wer viel transportieren muss, kann den Laderaum des EQA per Anhänger erweitern – bis zu 1.500 Kilogramm Anhängelast zieht das Elektro-SUV gebremst, bis zu 750 Kilogramm ungebremst.
Fazit und Preis: Edles Elektro-SUV mit entsprechendem Preis
Mit dem EQA 250+ AMG Line Premium wendet sich Mercedes-Benz an all jene, die ein Premium-Erlebnis mit kompakter Grundfläche suchen. Das gelingt dem elektrischen SUV grundsätzlich gut, wobei an manchen Stellen noch Raum für Optimierung bleibt. Wir denken etwa an eine höhere Ladegeschwindigkeit, einen MBUX-Assistenten mit mehr Funktionen und haptische Lenkradtasten. Ansonsten bewegt sich der EQA auf Augenhöhe mit seinen Mitbewerbern – als Fahrzeug insgesamt, und auch beim Preis.
Für den von uns getesteten Mercedes-Benz EQA 250+ AMG Line Premium werden laut Preisliste 68.680 Euro fällig, wobei Mercedes-Benz derzeit Rabatte von gut 10.000 Euro gibt (inkl. Importeursanteil der E-Mobilitätsförderung). Ein ähnlich ausgestatteter Audi Q4 e-tron ist laut Liste etwa 4.000 Euro günstiger, beim BMW iX1 werden etwa 5.000 Euro weniger fällig.
Was wir gut finden: Den Premium-Anspruch, den Mercedes-Benz auch auf kompakter Grundfläche bietet.
Was wir nicht so gut finden: Die geringe Ladeleistung, den doch recht hohen Preis (wenn man die Rabatte ausklammert) und das im direkten Mitbewerber-Vergleich etwas zu geringe Kofferraumvolumen.
Man kauft ihn, weil: Man den Premium-Anspruch von Mercedes-Benz schätzt, unabhängig von Außenabmessungen und Antriebskonzept.
Mercedes-Benz EQA 250+ AMG Line Premium (2024): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis: € 68.680,00 exkl. Förderung und Rabatte (Basispreis: Ab € 52.990,00)
Bestellbar: ab sofort (Konfigurator)
Maximale Leistung: 140 kW/190 PS
Drehmoment: 385 Nm
0-100 km/h: 8,6 Sekunden
Vmax: 160 km/h
Batteriekapazität: 70,4 kWh netto
Verbrauch (WLTP): 16,0 kWh /100 km
Reichweite (WLTP): 509 km
Ladung: 11 kW AC | 100 kW DC (10-80%: ca. 35 min)
Leergewicht: 2.040 kg
Höchstzulässiges Gesamtgewicht: 2.475 kg
Zuladung: 425 kg
Anhängelast gebremst/ungebremst: 1.500 kg/750 kg
Dachlast: 75 kg
Kofferraum: 340 - 1.320 Liter
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.463/1.834/1.608 mm
Comments