Renault Austral E-Tech Hybrid: Kann das Kompakt-SUV von Renault vollends überzeugen?
So viel steht fest: Der Austral ist gelungen. Ein Quantensprung zu bisherigen Renault-SUVs, und auch der Einstiegspreis von 33.260 Euro scheint ausstattungsbereinigt durchaus fair. Bleibt uns gar kein Anlass für Nörgelei?
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Leicht ist es nicht, dem Renault Austral eine Feder zu ziehen, aber es gibt eine Sache, in der er sich bescheiden zeigt: Beim Motorenangebot. Es wirkt ein wenig dünn ob der drei Angebotenen Antriebe, die außerdem nicht durch enorme Leistung glänzen. Ein 140 PS starker Mildhybrid-Benziner für die Basisversion, handgerissen; ein 160 PS starker Mildhybrid und ein 200 PS starker Vollhybrid für die übrigen Varianten, beide automatisch geschalten. Das war's. Allerdings: Wer sich Leistung wie in einem Rennwagen wünscht, der ist beim Family-SUV ohnehin irgendwo falsch abgebogen.
Keine Leistungseskalation, kein Allrad, dafür in allem anderen ausgezeichnet: Der Renault Austral
Das, was die Motoren können sollen, machen sie jedenfalls sehr gut. Unauffällige Begleiter sein, sich wenig vom flüssigen Gold einschenken, und dann doch mehr als genug Power haben, um die Passagiere im Hinterland aus der Komfortzone zu bewegen. Das gelingt den beiden Mildhybriden unserer Meinung nach besser als dem Vollhybrid, der trotz höher Leistung, aber seiner konsequenten Effizienzauslegung wegen das dynamische Nachsehen hat. Die Schaltlogik seines hybridisierten Multi-Mode-Getriebes hat uns bei flotterer Gangart nicht restlos überzeugt, aber: Wer seinen Austral hauptsächlich durch die Stadt bewegt, der wird den Vollhybrid schätzen. Dort fährt der E-Tech genannte Antrieb nämlich überraschend häufig vollelektrisch, was den Verbrauch drückt, und zwar ordentlich: Kaum fünf Liter standen bei unser Vollhybrid-Variante schlussendlich am Tacho - für ein 4,51 Meter langes SUV durchaus bemerkenswert.
Detailverliebt: 3D-Heckleuchten und hochwertig anmutende Einlagen im Kühlergrill heben den Qualitätseindruck
Die größte Stärke des Renault Austral ist neben dem entspannten Vorankommen vor allem fast alles andere. Soll heißen: Die Verarbeitung ist aller Ehren wert, die Materialien hochwertig, Passagiere und Gepäck haben ausreichend Platz (mehr dazu im letzten Absatz) und sehen fesch aus, dazu ist er fair eingepreist und intuitiv zu bedienen, weil man den Stolz des eigenen-Infotainmentsystem-machen-Müssens endlich abgelegt hat. Renault greift jetzt auf Google zurück - ein Konzern, der in diesem Bereich gewisse Erfahrungswerte vorzuweisen hat. Die Google Maps Navigation funktioniert hervorragend, und wer seinen Google-Account mit dem Auto verbindet, kann Apps wie Spotify analog zum Smartphone nutzen.
Nicht nur schön, sondern auch zuvorkommend: Der Innenraum wirkt sauber, die Ergonomie ist fein. Falls der Rücken doch mal müde wird: Es gibt sogar eine Massagefunktion.
Vollends lässig zeigt sich der Renault Austral natürlich erst in gehobener Ausstattung - hier aber gleich die gute Nachricht: Ab 39.300 Euro fährt er so wie auf unseren Bildern vor die Türe, also in der Techno Esprit Alpine Version. Das sind zwar gute 6.000 Euro mehr als in der Basisversion, offene Wünsche bleiben dann aber kaum mehr zu beklagen: 20-Zoll-Alufelgen, Sondermetallic-Lack, spezielle Exterieur- und Interieurumfänge, Stoff-Alcantara-Polsterung, Leder-Alcantara-Lenkrad, you name it. Unter der Motorhaube werkt das 160 PS starke Mild-Hybrid-Automatik-Aggregat - der unserer Meinung nach grazilste, wenn auch nicht sparsamste Antrieb im Portfolio. Diese Aufgabe übernimmt der E-Tech Hybrid - zu haben ab 42.495,87 Euro in selbiger Version. Mehr geht natürlich immer: Wer es ernsthaft darauf anlegt, also auch Dinge wie die 2.200 Euro teure Biton-Mattlackierung oder die rund 1.500 Euro teure Allradlenkung mitbestellt, kann schlussendlich bei knapp 50.000 Euro landen. Das hat man dann aber so gewollt.
Ebenfalls erfreulich: Der Austral ist in Sachen Zuladung kein Designertascherl. Der E-Tech Vollhybrid schluckt zwischen 430 Liter (nach hinten verschobene Rückbank) und 555 Liter (nach vorne verschobener Rückbank) bei fünf aufgebauten Sitzplätzen. Legt man diese um, passen 1.455 Liter in den Laderaum. Noch mehr bekommen die Mild-Hybriden unter: 500 bis 575 Liter hinter die Rücksitze, 1.525 Liter hinter die Vordersitze. Für ein dynamisch gezeichnetes Kompakt-SUV mit 4,51 Meter Länge, 1,83 Meter Breite (ohne Spiegel) und 1,62 Meter Höhe (ohne Dachreling) sind das gute Werte, die mit einer Woche Familienurlaub locker fertig werden.
Renault Austral Techno Esprit Alpine E-Tech 200: Technische Daten, Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch
Testwagenpreis: € 49.928,49 brutto (Basispreis: ab € 33.260,00)
Bestellbar: Ab sofort (Konfigurator)
Motorleistung: 200 PS
Drehmoment: 205 Nm + 205 Nm (nicht kumulierbar)
0-100 km/h: 8,4 sek.
Vmax: 175 km/h
Leergewicht: 1.644-1.696 kg (E-Tech Hybrid)
Kofferraum: 430 bzw. 500-1.455 Liter (E-Tech Hybrid)
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.510/1.825/1.621 mm
Verbrauch (WLTP): 4,6-4,8 Liter/100 km
CO2 (WLTP): 103-110 g/km
Ganz kurz: Der Renault Austral E-Tech Hybrid ist ein fesches Kompakt-SUV, mit dem Renault auch preislich überzeugen kann. Ein Basispreis von 33.260 Euro ist angesichts der hohen Standard-Ausstattung durchaus fair. Die Motoren - zwei Mild-Hybrid-Turbobenziner und ein E-Tech Vollhybrid stehen zur Wahl - überzeugen mit geringem Spritverbrauch und mehr (Mild-Hybride) oder weniger (E-Tech Vollhybrid) Laufkultur. Das Ladevolumen ist mit 430 - 575 Liter beziehungsweise 1.455 - 1.525 Liter großzügig. Ebenfalls top: Das Google Infotainment.
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