Toyota Prius Advanced (2023): Jetzt auch außen hui
Der neue Toyota Prius fällt in mehrerlei Hinsicht auf. Zuallererst durch sein Design: Was früher eigenständige Umstandsmode war, ist jetzt noch immer eigenständig, aber eigenständig fesch. Auch vom bewährten Vollhybrid-Antrieb hat sich Toyota abgewandt. Der neue Prius ist ausschließlich als Plug-In-Hybrid mit bis zu 86 Kilometer E-Reichweite erhältlich.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Dass der Toyota Prius in den frühen 2000er Jahren ausgerechnet unter den elitären Amerikanern regen Zuspruch finden sollte, hat uns anfangs noch sehr, bald aber nicht mehr überrascht: Mit der zweiten Prius Generation hatte Toyota es geschafft, ein einigermaßen praktisches „irgendwas mit Elektro“-Auto zu bauen, das obendrein durch sein Design auffiel. Die helleren unter den Hollywood-Sternchen vermochten das als Gelegenheit zu erkennen. Prius fahren war fortan ein komfortabler Weg, sich als ökologisch bewandert zu positionieren, ohne für ein gestelltes Foto in den Dschungel fliegen zu müssen. Auch, weil der Prius aussah, wie er aussah: Wenn die Paparazzi einen Prius erblickten, sprangen sie in Eile aus dem Busch – es könnte ja ein Star drinnen sitzen. Et voila: Sie war angerichtet, die kostenlose Image-Kampagne.
Diese ideelle Aneignung kam Toyota jedenfalls gelegen. Der Prius wurde zu einer Art Lifestyle-Produkt geadelt, das nicht ausschließlich des Fahrens wegen gekauft wurde, sondern auch, um ökologische Defizite aufzuarbeiten. Tatsächlich aber kann der Prius viel mehr. Das zeigt etwa der Blick in die weniger glamourösen, aber weitaus belastbareren Wiener Taxizentralen: Fahrer wie Unternehmer singen Loblieder auf ihre japanischen Hybridvehikel, die nicht nur verbrauchsarm und leise, sondern auch zuverlässig und wartungsarm ihr Million-Kilometer-Dasein fristen.
Was allen vier bisherigen Generationen gemeinsam ist: Sie waren praktisch und brav, aber nie wirklich schön. Der mittlerweile fünfte Prius darf das nun ändern. Von Toyota stolz als Plug-In Coupé bezeichnet, setzt der Prius nun auf eine flache, coupéähnliche Silhouette, die zwar noch immer eigenständig aussehen darf, aber eigenständig fesch. An den schlanken Frontscheinwerfern, dem großen LED-Heckleuchtenband und der vergleichsweise schnörkellose Linienführung finden nun auch europäische Gaumen Gefallen. Außerdem fährt der Prius jetzt ausschließlich als Plug-In-Hybrid vom Hof, was einerseits bedeutet: Bis zu 86 Kilometer rein elektrische Reichweite, die über ein Kabel in die Batterie geladen wird, und bis zu 2.500 Euro Ankaufsförderung in Österreich. Andererseits aber auch: Weniger Kofferraumvolumen (284 Liter – das sind gut 100 Liter weniger als im Yaris Cross) und höhere Anschaffungskosten (in Österreich ab 44.290 Euro).
Jetzt auch in Fesch: Der neue Toyota Prius kann sich sehen lassen. Nicht nur seines sparsamen Antriebs wegen.
Der neue Prius ist also teurer und weniger praktisch geworden, bringt aber noch mehr Lifestyle mit als bisher. Das merkt man auch im Fahrbetrieb: Der Prius lässt sich ausgewogen bewegen, lenkt und federt äußerst komfortabel und ist mit 223 PS Systemleistung (111 kW/151 PS kommen aus dem 2,0-Liter Benzinmotor, 120 kW/163 PS aus dem Elektromotor) sogar ziemlich kräftig. Das Resultat: Der Verbrennungsmotor ist in den meisten Fahrsituationen überflüssig, der Elektromotor stemmt den Alltag alleine. Wer regelmäßig an der Steckdose lädt, kann über weite Strecken elektrisch fahren, wenngleich die WLTP-Angabe von 86 Kilometern eher Wunschvorstellung bleibt. Gute 60 sollte man aber hinunterbiegen – das reicht für die meisten Arbeitswege. Wer trotzdem lieber Vollhybrid fährt: Das ist selbstverständlich noch immer möglich. Wird der Prius nicht an der Steckdose geladen, verspielt man zwar einiges an E-Reichweite, kann ihn aber wie einen „normalen“ Hybriden nutzen.
Über den Hold CHG (Hold Charge) Knopf kann die Energie in der Batterie konserviert werden, beispielsweise auf Autobahn-Etappen. In der Stadt fährt man dann wieder rein elektrisch.
Ebenfalls deutlich besser als bisher: Der Innenraum. Das Cockpit ist aufgeräumt und übersichtlich, es verwöhnt mit Ambientebeleuchtung, ordentlichem Soundsystem und komfortablen Sitzen. Von Toyota bereits bekannt aber weiterhin Geschmackssache: Das Lenkrad ist unterhalb des Tachodisplays positioniert, wodurch man sich an eine ergonomische Fahrposition erst herantasten muss. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist die Armada an Assistenzsystemen, der man es selbst mit Vorsatz kaum rechtmachen kann. Ob Müdigkeitserkennung, Abstandswarner oder Geschwindigkeitswarnung – gefühlt schrillen alle paar Sekunden irgendwelche Alarmglocken, die das sonst so ruhige und komfortable Fahrerlebnis eher schmälern als bereichern. Diese Systeme lassen sich über die Lenkradtasten zwar flott abschalten, nur will das bei jedem Start aufs Neue gemacht werden. Eine dauerhafte Deaktivierung über das Fahrerprofil wäre hier wünschenswert. Wer weiß – vielleicht kommt hier irgendwann ein Update over the Air.
Eine fesche Kabine mit viel Platz für die Gäste. Das Gepäckabteil ist mit 284 Liter Ladevolumen dagegen sehr klein geraten.
Ist der fünfte damit der beste Prius aller Zeiten geworden? Für Privatkunden bestimmt. Der hohe Fahrkomfort, die Übersichtlichkeit im Innenraum, die Ankaufsförderung und nicht zuletzt das schicke Design machen den neuen Toyota Prius zu einem hervorragenden Alltagsbegleiter, der zwar nicht mit üppigem Laderaum, dafür mit hoher elektrischer Reichweite punkten kann. Das hat allerdings seinen Preis: Zumindest 44.290 Euro wollen für die Basisversion überwiesen werden. 46.290 Euro sind es für die Executive-Ausstattung, 51.690 Euro für den Prius Advanced.
Toyota Prius Advanced (2023): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch
Testwagenpreis: € 52.690,00 brutto (Basismodell Toyota Prius Basis: ab € 44.290,00)
Bestellbar: Ab sofort (Konfigurator)
Systemleistung: 166 kW/223 PS
0-100 km/h: 6,8
Vmax: 177 km/h
Leergewicht: 1.545 - 1.610 kg
Kofferraum: 284 Liter
Länge/Breite o.S./Höhe: 4.599/1.782/1.420 mm
Verbrauch (WLTP): 0,5-0,7 l/100 km + 11,4-12,6 kWh
Reichweite (WLTP): 86 km im rein elektrischen Fahrbetrieb
Ladung: 11 kW AC (0-100%: ca. 4h)
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