- Patrick Aulehla
- 12. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Feb.
VW Golf 8 GTI Limited Edition im Test: Eine Ode an die Handarbeit
Fahrfreude durch Handarbeit? Wir sagen ja: Mit dem mittlerweile ausverkauften VW Golf 8 GTI Limited Edition singt Volkswagen ein letztes Ständchen auf die Handschaltung. Und wir singen mit.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: Oliver Hirtenfelder
Die schlechte Nachricht zuerst: Der Golf 8 GTI Limited Edition ist ausverkauft. Er wurde als Kleinserie für Österreich produziert, nur 50 Stück fahren auf heimischem Boden. Wer Kaufinteresse an diesem Fahrzeug hat (wofür es gute Gründe gibt, dazu kommen wir gleich), muss sich am Gebrauchtwagenmarkt umschauen. Wer heute einen fabrikneuen Golf GTI bestellt, bekommt ihn nur noch mit Doppelkupplungsgetriebe.
Warum VW die Handschaltung aus dem GTI-Golf sägt, hat mehrere Gründe. Der entscheidende ist: Es zahlt sich nicht mehr aus. Einerseits wegen der Kaufbereitschaft - der GTI wurde schon längst vornehmlich mit DSG geordert, die Handschaltung war ein Nischenprogramm. Damit wurden jene bedient, die den Ursprungsgedanken GTI schätzten, nicht nur einen stärkeren, schnelleren, besser aussehenden Golf. Andererseits geht es ums Geld: Weniger Angebot, weniger Produktionskosten. Hauptsächlich aber: Die CO2-Ziele wollen erfüllt werden, sonst fliegt der Flieder schneller aus dem Börsel als man Emissionen sagen kann. Eine Handschaltung ist ganz einfach weniger effizient als ein modernes Doppelkupplungsgetriebe, daran gibt es nichts zu rütteln.

Golf 8 GTI: Handschaltung für den vollen GTI-Spirit
Schade ist es dennoch. Der Golf GTI ist mit Schaltgetriebe voll in seinem Element, fährt sich agil und rückmeldungsintensiv, man hat die Sache fahren gänzlich selbst in der Hand. Will man aus dem Stand schnellstmöglich Meter machen, dann trennt das Können des Gas- und Kupplungsfußes die Spreu vom Weizen, nicht die Regelelektronik der Launch-Control. Das Fahrwerk ist sportlich hart, aber ausreichend komfortabel - ein GTI ist immerhin für die große Reise gemacht. Die Progressivlenkung dreht die Räder präzise und lässt uns Rückmeldung spüren. Über die Fahrprofile kann den eigenen Vorlieben entsprechend nachgeschärft werden - Lenkungshärte, Gasannahme und so weiter. Wir waren mit dem Standard-Modus am glücklichsten.

Ein kleines Manko in Sachen Fahrdynamik bleibt aber, zumindest für Puristen: Weil die Fahrzeughersteller heutzutage einen gewissen Pedalabstand einhalten müssen, lassen sich die Gänge vor Kurven nicht mittels Spitze-Hacke-Technik hinuntersortieren (zumindest mit Schuhgröße 43, vielleicht klappt es mit 50er-Schlapfen). Das bei vielen Sportlern therapierende Rev Matching gibt es im GTI nicht. Immerhin: Das Herunterschalten klappt auch bei hoher Drehzahl sauber, etwas Mitleid mit den Synchronringen schwingt natürlich mit.
Fahrleistungen, Verbrauch und Gewicht: Mit Leichtigkeit
In Sachen Fahrleistungen ist der Golf 8 GTI Limited Edition seinen Geschwistern mit Doppelkupplung recht klar unterlegen. Egal, finden wir - die Interaktion Mensch-Maschine liegt uns mehr am Herzen als die paar Zehntel, die man beim Sprint auf Hundert abgibt. Ja, 245 PS Leistung und 370 Newtonmeter Drehmoment sind nicht sonderlich viel in Zeiten elektrischer Brachialgewalt. Dafür muss der GTI nur 1.402 Kilogramm bewegen. Der Stromsportler ID.3 GTX aus gleichem Hause kommt auf fast zwei Tonnen. Das spürt man nicht nur geradeaus, sondern in Kurven, beim Bremsen, beim Lastwechseln. Übrigens auch beim Verbrauch: Im Durchschnitt soll der Sport-Golf 7,2 Liter verbrauchen. Das können vorausschauende Fahrer sogar unterbieten, wenn sie wollen.
Assistenzsysteme sind im GTI freilich reichlich an Bord: Er hilft beim Spurhalten, beim Abstandhalten, beim nicht Einschlafen und sich konzentrieren. Pflichtaufgabe gelöst, weiter geht's im Text. Nämlich mit dem Infotainmentsystem: Hier gibt's unserer Ansicht nach keinen Anlass zur Kritik. Die neue Software macht ihre Sache gut, man findet sich schnell zurecht, die wichtigsten Funktionen sind als Shortcuts in der ersten Menüebene zu finden. Das Deaktivieren der Assistenten, zum Beispiel. Android Auto und Apple CarPlay sind ebenfalls an Bord - kabellos versteht sich.

Praktisch: Typisch Golf, auch mit GTI-Kürzel
Platz hat er ebenfalls, der schnelle Golf: Im Innenraum sitzt man hinten wie vorne gut, die Golf-typischen Assets - eine übersichtliche Sitzposition, eine hervorragende Ergonomie und eine saubere Verarbeitung - bringt auch der GTI standardmäßig mit. Die sogenannten Top-Sportsitze machen ihrem Namen alle Ehre: guter Seitenhalt, angenehme Sitzflächenlänge, große Variabilität in Sachen Einstellungen. Das Ladeabteil bietet 374 bis 1.230 Liter Kofferraumvolumen - gut genug für einen Kurzurlaub zu viert. Will man länger oder mit unhandlichem Gepäck verreisen, wird's langsam eng bei fast voller Besetzung. Klar, ist auch ein Kompaktwagen. Laderaumerweiterndes Zubehör gibt's bei VW reichlich.
Was wir gut finden: Den GTI-Spirit in Reinform im Jahr 2025
Was wir nicht so gut finden: Dass er ausverkauft ist. Und dass GTI fahren mittlerweile gut 50.000 Euro kostet.
Man kauft ihn, weil: man einen puristischen Hot Hatch sucht, der im Alltag bestens funktioniert.
Alternativen: Hyundai i30 N, Ford Focus ST, Toyota GR Yaris
VW Golf 8 GTI Limited Edition (2024): Technische Daten, Österreich-Preis, Leistung, Gewicht, Verbrauch, Reichweite
Testwagenpreis: ausverkauft (Basispreis Golf 8 GTI DSG: € 49.290,00)
Bestellbar: ausverkauft
Systemleistung: 180 kW/245 PS
Drehmoment: 370 Nm
0-100 km/h: 6,4 sek.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Getriebe: 6-Gang-Handschaltung
Antrieb: Frontantrieb
Verbrauch (WLTP): 7,2 Liter/100 km
CO2-Emission: 162 Gramm/km
NoVA: 13 %
Leergewicht: 1.402 kg
Höchstzulässiges Gesamtgewicht: 1.872 kg
Kofferraum: 374 - 1.230 Liter
Abmessungen Länge/Breite o.S./Höhe: 4.295/1.789/1.478 mm
Anhängelast gebremst/ungebremst: 720 kg/1.800 kg
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